„Im Mamma Rosa steckt unsere Seele“ - Gastwirt-Ehepaar Cicirelli sagt ciao! (2024)

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Von: Nikola Obermeier

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„Im Mamma Rosa steckt unsere Seele“ - Gastwirt-Ehepaar Cicirelli sagt ciao! (1)

Es ist das italienische Lokal mit dem klangvollen Namen: Michaela und Enrico Cicirelli gehen in den Ruhestand und schließen ihr „Ristorante Mamma Rosa“ Ende Juli. Über 25 Jahre lang verköstigten die Dachauerin und ihr italienischer Mann die Gäste mit mediterraner Küche und vermittelten italienisches Lebensgefühl. Den Namen gaben die Cicirellis ihrem Lokal zu Ehren Enricos Mutter: Mamma Rosa.

Dachau – „Einerseits sind wir erleichtert, andererseits unwahrscheinlich traurig.“ So beschreibt Michaela Cicirelli ihre Gefühlslage. Denn in wenigen Wochen, am 31. Juli, schließen sie und ihr Mann Enrico Cicirelli ihr Restaurant, das Mamma Rosa an der Schleißheimer Straße in Dachau. „Es tut weh“, ergänzt ihr Mann. „Das ist ungefähr so, wie wenn eine Mutter jahrelang ein Baby mit sich trägt – und dann muss sie es plötzlich hergeben.“ „Ja, es war unser gemeinsames Baby“, sagt Michaela Cicirelli. Mit vielen Besonderheiten: einer wöchentlich wechselnden kleinen Karte voller leichter italienischer Speisen, über viele Jahre treuen Gästen und Mitarbeitern, „die unsere Vorstellungen mitgetragen haben“.

Neben all dem Schmerz sind die beiden aber auch froh und dankbar: Denn mit dem Restaurant hat sich Enrico Cicirelli, heute 71, einen Traum erfüllt. Er kam 1979 aus Sorrent, in der Bucht von Neapel gelegen, nach Dachau. Ein eingefleischter SSC-Neapel-Fan – und Vollblutgastronom. Schon lange, bevor er das Lokal übernehmen sollte, hatte er ein Auge auf die Pizzeria an der Schleißheimer Straße mit Gewölbekeller geworfen. „Ich wollte mit dem Hausbesitzer sprechen, aber er war in Amerika in Urlaub, eineinhalb Jahre lang.“ So verlor er es wieder aus den Augen.

Enrico Cicirelli und Michaela Reischl lernten sich kennen. „Ich verliebte mich in ihn – und habe damit auch Italien lieben gelernt.“ Michaela Reischl ist zwar eine Quereinsteigerin in der Gastronomie, sie hat eine medizinische Ausbildung, „aber ich bin reingewachsen“, voller Leidenschaft. Ihr Mann, der den Beruf des Gastronoms von der Pike auf gelernt hat, führte damals die Kärntner Stuben, sie stieg mit ein.

Und plötzlich war eben jene die „Pizzeria Isola“, mit Holzofen, im tollen Kellergewölbe, zu verpachten. „Und der Traum ist in Erfüllung gegangen.“ Am 31. Dezember 1998 bewirteten die Cicirellis ihre ersten Gäste. Enrico Cicirelli kümmerte sich um den Service, Michaela Cicirelli übernahm den Bereich Küche. „Ich wollte unseren Gästen eine leichte, saisonale, mediterrane Küche aus ganz Italien bieten, von Südtirol bis Sizilien.“ Mit vielen Kräutern, wenig Sahne, auf einer kleinen Karte. Darauf mussten sich die Gäste erst einstellen, schätzten das besondere Angebot aber bald. „Manche Gäste erzählen, dass sie eigentlich heute eine Pizza essen wollten, sie aber dann etwas Interssantes auf der Karte entdeckt haben.“ Das ist ein besonderes Kompliment für die Küchenchefin.

Über die italienische Küche hat Michaela Cicirelli viel von ihrer Schwiegermutter gelernt. Rosa Cicirelli konnte nicht mehr nach Dachau kommen, aber ihr zu Ehren nannten Michaela und Enrico ihr Ristorante „Mamma Rosa“.

Vom Kellergewölbe erweiterte das Wirtspaar bald ins Erdgeschoss. „Wir haben viele Themenfeste gefeiert, Herbstfest, Sommerfest, Degustationsproben, Weinproben – und wir haben versucht, unseren Gästen ein Gefühl für Italien zu geben“, erzählt die 66-jährige Wirtin. Und fügt lachend hinzu: „Wobei ich Dachauerin bin.“

Es gelang den Cicirellis: „Eure Gastfreundschaft ist einmalig, ein Sonnenschein aus Sorrent, festgesetzt in Dachau“, schwärmt ein Gast auf Facebook. Enrico Cicirelli begrüßt jeden Gast, spricht mit ihm persönlich, „er ist ein Vollblutgastronom“, sagt seine Frau. Viele Gäste sind seit Jahren treu, „wir haben miterlebt, wie sich manche kennengelernt, geheiratet, Kinder gekriegt haben – und jetzt kommen schon die Kinder zu uns“. Einer der prominentesten Gäste war Löwen-Präsident Karl-Heinz Wildmoser. Der kam nach einem Freundschaftsspiel seiner Mannschaft gegen den ASV mal in die Kärtner-Stube. Und Enrico Cicirelli, der auch nach seinem Umzug nach Deutschland den Blau-Weißen – den Sechzigern in Deutschland und den neapolitanischen Fußballern in Italien – treu blieb, bewirtete den 1860-München-Chef gerne. „Wildmoser kam dann auch öfter ins Mamma Rosa, er genoss die Anonymität hier bei uns“, erinnern sich die Cicirellis.

Wildmoser war nicht der einzige Promi im Mamma Rosa. Auch Schauspieler Harald Krassnitzer und viele Dahoam-is-Dahoam-Schauspieler waren und sind gern gesehene Gäste.

Viele Gäste seien über die Jahre zu Freunden geworden, „und wir können auf viele schöne Erlebnisse, Taufen, Hochzeiten, Firmenfeiern, zurückblicken“.

Die ersten zehn Jahre haben Michaela und Enrico Cicirelli jeden Tag alle Arbeit, zwölf bis 16 Stunden, in ihr Ristorante gesteckt, ohne Ruhetag. „Alles, was wir gemacht haben, haben wir mit Leidenschaft gemacht!“ Dann hat ein Mitarbeiter, Michele Ferrara, gemeinsam mit Michaelas Tochter Mirjam Zott in Urlaubszeiten die Geschäftsführung übernommen. „So haben wir uns ein bisschen zurücklehnen können.“ Einmal im Jahr ging es nach Fuerteventura, lesen, ausruhen, Strandspaziergänge – „das war erholsam“.

Die Schwierigkeiten haben nach Corona begonnen. „Das Personal war weg, die Suche war schwierig“, berichtet die Wirtin. „Da hat auch unsere Kraft nachgelassen.“ Jetzt sei die Zeit soweit, aufzuhören. Michaela Cicirelli ist vor allem dankbar – für all die treuen Gäste, „aber vor allem für unsere Mitarbeiter. Sie haben unsere Vorstellungen gemeinsam mit uns in unserem Sinne umgesetzt“.

Bis 31. Juli ist das Mamma Rosa noch geöffnet, solange können auch noch Gutscheine eingelöst werden. Danach übernimmt eine Gastronomenpaar aus Olching. Carmen und Francesco Menniti werden nach einer kurzen Umbauzeit im Herbst öffnen.

Genaue Vorstellungen haben die Cicirellis noch nicht, was sie in ihrem Ruhestand machen wollen. Zunächst werden sie eine Zeit lang in Italien sein, aber ihr Lebensmittelpunkt bleibt Dachau. „Hier sind unsere vier Kinder und sechs Enkelkinder. Langweilig wird uns bestimmt nicht.“

Enrico Cicirelli will nicht darüber nachdenken, was danach kommt. Zu groß ist der Abschiedsschmerz. „Wir haben alles gegeben für dieses Lokal, alles reingesteckt, unsere Seele!“ Wie er die letzten Tage in seinem „Mamma Rosa“ aushalten soll, weiß er noch nicht. „Es ist schwer, hier zu stehen, es ist eine Katastrophe!“

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